4. Mai 2012

Cameron Crowes «We bought a Zoo» – Interview mit Matt Damon

«Ich kann sehr stur sein»

In Cameron Crowes «We bought a Zoo» spielt Matt Damon einen Witwer und Vater zweier Kinder, der unverhofft in den Besitz eines Zoos kommt. Im Gespräch mit TheTitle erklärt der 42-Jährige, was er an diesem Film so schätzt, wie oft er seinen alten Kumpel Ben Affleck noch zu Gesicht bekommt, und weshalb er eine ganze Schulklasse nach Südafrika verfrachtet hat.

Interview: Rudolf Amstutz
© 2012 Twentieth Century Fox Film Corporation. All Rights Reserved.

Matt Damon, in «We bought a Zoo» spielen Sie einen Witwer und Vater zweier Kinder, der sich als Zoodirektor versucht. Ich nehme an, Sie hatten als Schauspieler mit sovielen verschiedenen Tieren auf einmal noch nie zu tun. Entpuppten sich die Dreharbeiten deswegen als schwierig?

Nun, Cameron Crowe ist ein Regisseur, der alles minutiös plant. Die einzigen, die dieser Plan allerdings nicht interessierte, waren die Tiere (schmunzelt). Und so wussten wir natürlich nicht, ob der Grizzly denn auch kooperieren würde? (lacht) Aber er und alle anderen stellten sich als ausserordentlich gut dressiert heraus. Es gab Tage, da brachten alle Beteiligten ihre Kinder mit. Wir hatten wirklich Spass. Als Schauspieler ist man sich vieles gewohnt, aber man dreht schliesslich nicht jeden Tag eine Szene mit einem Löwen. Das war cool.

Der Film hat sehr viele emotional geladene Momente. Sie kommen mit der Situation als Vater und Zoobesitzer nicht klar und ihr Sohn steckt in seiner ersten Lebenskrise. Nun ist Cameron Crowe bekannt dafür, dass er beim Drehen einiger Szenen Musik abspielen lässt, um den Schauspieler in die richtige Stimmung zu versetzen. War das auch hier der Fall?

Er benutzt eine Menge Musik und für mich war das völlig neu. Ich hatte mit anderen Regisseuren diese Art von Dreharbeit noch nie erlebt. Und ich kann nur sagen, es hilft. In diesem Fall benutzte Cameron jene Songs, die man auch im Film zu hören bekommt. Zum Beispiel «Sinking Friendship» von Jonsí – diesen Song hören also nicht nur die Kinobesucher, sondern auch ich während der Szene. Es hilft einem, sich in den Zustand des Charakters hineinzuversetzen. Also wenn ich mal Regie führe, werde ich diesen Trick auch anwenden.

Sie sind Schauspieler, Sie engagieren sich für wohltätige Projekte und Sie sind Vater von vier Töchtern. Sie müssen ein Genie sein in Sachen Time Management.

Nun, ich mache immer nur genau eines dieser drei Dinge. Und ich bin nie länger als eine Woche von zu Hause weg. Als ich kürzlich in Vancouver drehte, da nutzte ich jeweils am Freitag den Nachtflug. In der Nacht auf Montag, so gegen halb zwei Uhr war ich dann zurück in Kanada und war um halb sechs wieder auf dem Set. Das tat ich während vier Wochen. Das war brutal, aber irgendwie auch wichtig für mich und die Kinder.

Ich habe gelesen, Sie sollen während den Dreharbeiten zu «Invictus» eine ganze Schulklasse nach Südafrika eingeladen haben.

Das stimmt, die Klasse von Alexia, unserer ältesten Tochter. Das hatte praktische Gründe. Auf der einen Seite haben wir diese Regel, dass ich nie zu lange von meiner Familie getrennt bin. Andererseits war da die Gelegenheit zum ersten Mal mit Clint Eastwood zu arbeiten, etwas, von dem ich schon lange geträumt hatte. Also machte ich der Schule den Vorschlag, dass Alexias Klasse eine zehntägige Studienreise nach Südafrika machen könnte. Ja, so kam dies zustande. Und die Kids genossen eine Nelson Mandela-Intensivwoche, besuchten Townships und das Gefängnis auf Robben Island. Das war toll.

Billig war das wohl nicht.

(schmunzelt) Es durfte einfach nicht mehr kosten, als ich Gage für den Film bekam. Da bin ich pragmatisch.

Dass Sie selbst ein so engagierter Vater sind: half Ihnen dies für die Rolle in «We bought a Zoo».

Oh ja, definitiv. Es wäre für mich unmöglich gewesen, diese Rolle vor zehn Jahren zu spielen. Ich hätte den ganzen emotionalen Untersatz nicht mitgebracht. Auch wenn ich glücklich verheiratet bin, so lässt sich doch aus diesem eigenen Familienglück heraus ableiten, was es heissen würde, den geliebten Partner zu verlieren und sich alleine um die Kinder kümmern zu müssen. Und in dieser Hinsicht ist «We bought a Zoo» ein Familiendrama, wie es schon lange im Kino keines mehr zu sehen gab. Die Beziehung zwischen Vater und Tochter, der schwierige Umgang des Vaters mit seinem Sohn: diese Szenen sind wirklich sorgfältig herausgearbeitet worden. Dass das Drehbuch an den richtigen Stellen in die Tiefe geht, war der Ausschlag, bei diesem Film mitzumachen.

Konnten Sie bei diesen Szenen auch aus Ihrer eigenen Jugend schöpfen, um sich in die Kinder zu versetzen?

Nein, eigentlich nicht. Selbst meine Teenagerjahre verliefen völlig flüssig. Und ich verbarg auch nie etwas vor meinen Eltern.

Ein Musterknabe?

Ja, ich war auch gut in der Schule. Ich konnte aber auch sehr stur sein. Schon als Kind wollte ich Schauspieler werden. Und es musste meiner Meinung nach die Yale School of Drama sein. Um allerdings dort hinzukommen, musste ich durch ein Ivy League College. Und dafür wiederum, brauchte ich gute Noten. Deshalb war ich ein guter Schüler in der High School, einzig um diesen Weg einschlagen zu können. Diese Konsequenz war eigentlich schon eigenartig für einen Jungen dieses Alters. Und dann ging ich gemeinsam mit Ben Affleck nach New York an diese Castings. Wir waren höchstens vierzehn Jahre alt und gingen da zu zweit hin, ohne Eltern, unglaublich. Zum Glück bekamen wir die Rollen nicht, das hätte uns wahrscheinlich fürs ganze Leben verdorben (lacht). Ich habe kürzlich mit Ben darüber gesprochen und wir waren beide irgendwie erschrocken über unsere damalige Entschlossenheit.

Dann sehen Sie ihren alten Jugendfreund öfters?

Nein, leider nicht. Wir beide sind im Filmbusiness, wir beide haben Familie, da bleibt oft nur das Telefon oder E-Mail. Zum Glück haben ich und meine Frau nicht dieses Paparazzi-Problem wie Ben und Jennifer (Garner, Anm. der Red.). Sie gilt bei den Frauen der amerikanischen Mittelklasse als Nummer-Eins-Mutter und so berichtet der Boulevard über jede Bewegung, die sie macht. Das ist nicht einfach. Was mich und Ben betrifft, haben wir uns entschlossen, wieder gemeinsam einen Film zu machen. So sehen wir uns endlich wieder jeden Tag (schmunzelt).

 

#-#IMG2#-##-#SMALL#-#«We bought a Zoo» (USA 2011). Regie: Cameron Crowe. Drehbuch: Aline Brosh McKenna und Cameron Crowe, basierend auf dem Buch von Benjamin Mee. Kamera: Rodrigo Prieto. Musik: Jónsi. Mit Matt Damon (Benjamin Mee), Scarlett Johansson (Kelly Foster), Thomas Haden Church (Duncan Mee), Patrick Fugit (Robin Jones), Colin Ford (Dylan Mee), Elle Fanning (Lily Miska), Maggie Elizabeth Jones (Rosie Mee), John Michael Higgins (Walter Ferris), Angus MacFadyen (Peter MacCready), Peter Riegert (Delbert McGinty), Stephanie Szostak (Katherine Mee), J. B. Smoove (Mr. Stevens).

«We bought a Zoo» Trailer »#-#SMALL#-#

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